In einer Welt, in der Umweltschutz und Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen, werden innovative Lösungen zur Reduzierung unseres ökologischen Fußabdrucks immer wichtiger. Ein Bereich, der bisher oft übersehen wurde, betrifft die Entsorgung von Hundekot – eine alltägliche Aufgabe für Millionen von HundebesitzerInnen weltweit. Herkömmliche Plastiktüten, die für die Entsorgung verwendet werden, tragen erheblich zur Verschmutzung der Umwelt bei und stellen ein ernsthaftes Problem dar. Daher landen nun immer häufiger "biologisch abbaubare Kotbeutel" in den Warenkörben von umweltbewussten Hundehaltern.

Was viele KäuferInnen jedoch nicht wissen: der Begriff "Bio Plastik" ist nicht geschützt und das Greenwashing-Potenzial ist entsprechend hoch. Sind also diese im Trend liegenden "Bio-Gassi-Tüten" wirklich besser?

In den Regalen von Tiergeschäften sind sie nicht mehr wegzudenken – Hundekotbeutel, die auf den ersten Blick als "biologisch abbaubar" und umweltfreundlich beworben werden. Hergestellt aus Materialien wie Maisstärke und anderen vermeintlich nachhaltigen Quellen, suggerieren diese Beutel eine umweltschonende Lösung für das alltägliche Häufchen. Die Zunahme von Hundekotbeuteln aus sogenanntem Bio-Plastik hat wenig mit einem aufrichtigen ökologischen Bewusstsein der Hersteller zu tun. Vielmehr sind zwei Hauptgründe für diese "Bio-Plastik-Flut" auszumachen:

• Das EU-Verbot für Einwegbesteck  & -geschirr im Juli 2021. Zukünftig werden davon auch Mülltüten und Hundekotbeutel betroffen sein und die Hersteller suchen bereits jetzt nach Alternativen.
• Der Bio-Trend hält nahhaltig an. Einen gute Gelegenheit mit "Bio-Plastik" auf den Zug aufzuspringen und richtig Geld zu verdienen.

Der Begriff "Bio-Plastik" ist nicht geschützt und somit wecken verschiedene Versprechen und selbst ausgedachte Siegel falsche Erwartungen. Immer mehr volle Hundetüten bleiben am Wegesrand liegen, schließlich sollen diese sich ja samt Inhalt auflösen. Doch diese Annahme stimmt leider nicht ganz.

Bio-Plastik, auch als Biokunststoff oder biologisch abbaubarer Kunststoff bezeichnet, ist eine neue Art von Kunststoff, der aus erneuerbaren biologischen Quellen hergestellt wird und im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen als umweltfreundlicher betrachtet wird. Bio-Plastik kann aus verschiedenen natürlichen Rohstoffen gewonnen werden, darunter Stärke, Mais, Zuckerrohr, Kartoffeln, Algen oder pflanzliche Öle.

Es gibt zwei Hauptkategorien von Bio-Plastik:

1. Biobasierte Kunststoffe: Diese Art von Bio-Plastik wird aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt. Dabei wird oft Stärke oder Zucker verarbeitet. Trotz dieser natürlichen Bestandteilen sind biobasierte Kunststoffe sind jedoch nicht unbedingt biologisch abbaubar. Sie können in einigen Fällen genauso lange zur Zersetzung benötigen wie herkömmliche Kunststoffe.

2. Biologisch abbaubare Kunststoffe: Diese Kunststoffe werden so entwickelt, dass sie unter bestimmten Umweltbedingungen biologisch abgebaut werden können. Sie sind oft aus pflanzlichen Materialien hergestellt, aber ihre chemische Struktur ist so verändert, dass sie schneller von Mikroorganismen in natürliche Bestandteile zerlegt werden können. Jedoch benötigen diese biologisch abbaubaren Kunststoffe oft spezifische Bedingungen, wie sie in industriellen Kompostieranlagen vorhanden sind, um vollständig abgebaut zu werden.

Der Begriff "Bio-Plastik" bedeutet also nicht automatisch, dass das Material umweltfreundlich ist. Einige Bio-Plastik-Produkte können also die Umweltbelastung nur indirekt ein wenig verringern, weil sie den Verbrauch fossiler Brennstoffe reduzieren oder den CO2-Fußabdruck minimieren. Die tatsächliche Umweltauswirkung kann somit je nach Produktionsprozess, Verwendung und Entsorgung stark variieren. 

Beide Hundekottüten zerfallen, jedoch wird von niemanden garantiert, dass dies zu 100% geschieht.

Dieser Beutel zersetzt sich deutlich schneller, wenn eine konstante & deutlich höhere Temperatur, wie in einem industriellen Kompost, erreicht wird. Unter normalen Bedingungen braucht diese Hundetüte erheblich länger sich zu zersetzen. Wichtig bei diesen Hundekotbeuteln ist die Nummer DIN EN13432. Diese Nummer zeigt an, dass sich die Biokunststoffe in industriellen Kompostieranlagen, bin in 90 Tagen, durch Mikroorganismen oder Pilzen in in CO2 und H2O zerfallen.

Alleine in Nürnberg fallen täglich über 5 Tonnen Hundekot an (Stand: 2022 Stadt Nürnberg). Wohin mit also mit den vollen Hundetüten? - Eines ist jedenfalls klar, in der Natur hat keine Hundetüte etwas verloren!

Leider landen jedoch nach wie vor viel zu viele Hundekottüten in der Natur.  Das Mikroplastik der Plastik-Hundekot-Tüten gibt nach und nach die Schadstoffe an die Umwelt frei und wie wir nun wissen, sollten auch nachhaltige Hundetüten nicht am Wegesrand liegen gelassen werden.

Übrigens sollte Kot immer weggeräumt oder vergraben werden, um eine Verbreitung von Krankheiten zu minimieren (beispielsweise können Parasiten bereits beim schnüffeln an Kot überspringen) und selbstverständlich auch für ein respektvolles Miteinander.

Die TierhalterInnen, welche über einen Kompost verfügen und zu den plastikfreien, biologisch abbaubaren Hundetüten gegriffen haben, können den vollen Beutel einfach dort entsorgen.

Wer über keinen Heimkompost verfügt, sollte den vollen Beutel jedoch nicht in der Biotonne entsorgen. Egal ob die Hundetüte biologisch abbaubar ist oder nicht. Unsere deutschen Kompostieranlagen sind technisch noch nicht darauf ausgelegt kompostierbare Tüten zu erkennen und diese dementsprechend weiter zu verarbeiten. Daher werden diese Tüten & Beutel nach wie vor aufwändig aussortiert. Die richtige Tonne zur Entsorgung aller Arten von Hundekot-Tüten ist der Restmüll (Volle Plastik-Kotbeutel haben nichts im gelben Sack zu suchen, ebenso wenig wie die aus Pappe im Altpapier). 

Nun haben wir uns gut informiert und müssen zum Ende hin leider feststellen, dass auch das nachhaltigste "Sackerl fürs Gackerl" im Restmüll landet. Ein gutes Gefühl bleibt uns dennoch: für die biologisch abbaubaren Hundekotbeutel werden keine weiteren Erdöl-Ressourcen angezapft, die Produktion ist umweltschonender & wenn man beim Kauf auf die Herkunft achtet, können wir auch heimische Unternehmen fördern.